Die Obermayers, eine bewegte Familie

Englischer Text

Veröffentlicht: 29. August 2018, aktualisiert: 22. Oktober 2023

Einleitung

Bei meinen Nachforschungen in Blankenloch/Baden bin ich auf eine Vorfahrenlinie gestoßen, die von Oberösterreich in die Fränkische Alb, weiter zur Region um den Hardtwald bei Karlsruhe und zum Mittelrhein gewandet ist. Ein Familienmitglied hat es nach Nordamerika verschlagen.


Die Geschichte – soweit ich sie bisher nachverfolgen konnte – beginnt im „Ländlein ob der Enns“, in etwa das heutige Oberösterreich. Im dortigen Ort Rittberg bei Natternbach im Hausruckviertel, in der damaligen Pfarrei Neukirchen am Wald, lebte die Familie Obermayer, deren Mitglieder – nach der Deutung des Familiennamens – wohl Verwalter bzw. Bewirtschafter eines herrschaftlichen Bauernhofes waren. Die Familie war evangelischen Glaubens.


Zur besseren Nachvollziehbarkeit der folgenden Ausführungen stehen verschiedene Übersichten der dokumentierten Obermayer Nachkommen zur Verfügung:

1. Eine klassische Übersicht in Kästchenform…
The Obermayers, a  widely traveled family
…zur vergrößerbaren Ansicht in der Genealogie-Datenbank auf das Bild klicken oder tippen!
2. Ein Kreisdiagramm…
Die Grafik kann durch einen Klick/ Fingertipp auf das Bild als vergrößerbare PDF-Datei heruntergeladen werden!

3. Ein Nachkommen-Bericht in Schriftform…


Historischer Hintergrund und die Zeit bis etwa 1638

Im Zuge der Gegenreformation in Oberösterreich wurden die Evangelisch-Gläubigen zunehmend in der Ausübung ihres Glaubens eingeschränkt. Es kam bereits zu ersten Auswanderungen, welche die Obrigkeit durch Sanktionen zu verhindern versuchte.

Mit Mandat Kaiser Ferdinand II. mussten aber ab Oktober 1624 alle nicht katholischen Prädikanten und Schulmeister das Land verlassen. Da einheimische Pfarrer fehlten, wurden italienische Priester in das Land geholt, die häufig nicht Deutsch sprachen und nunmehr katholische Messen in für die Bevölkerung unverständlicher Sprache abhielten. Dadurch kam es zu ersten Unruhen. In Natternbach wurden im Januar 1625 der Dechant Blasius de Livo und der von ihm eingesetzte italienische Pfarrer von einigen hundert Bauern mit Steinen beworfen und verjagt. Obwohl dies zunächst keine Folgen hatte, war das der Beginn weiterer Unruhen die schließlich im Frankenburger Würfelspiel gipfelten und in der Folge 1626 zum Oberösterreichischen Bauernkrieg führten, bei dem die aufständischen Bauern von den österreichischen und bayerischen Truppen in den Schlachten am 9. November 1626 bei Alkoven und am 15. November 1626 bei Pinsdorf besiegt wurden.

Welche Rolle die Obermayers bei den Vorfällen 1625 in ihrem Nachbarort Natternbach – respektive den Bauernaufständen in Oberösterreich insgesamt – spielten, ist nicht bekannt. Der Ort ihrer Pfarrei Neukirchen am Wald wurde am 19. September 1626 in einem Gefecht völlig zerstört. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Epoche nicht spur- und tatenlos an den überzeugten Evangelisch-Gläubigen vorübergegangen sein wird.

Auch in der Folgezeit ging die Gegenreformation verschärft weiter. Den Evangelisch-Gläubigen wurden in ihrer Heimat z.B. die Bürgerrechte verweigert, evangelische Bücher wurden öffentlich verbrannt und sie wurden bei Strafe verpflichtet, am katholischen Gottesdienst und der Fronleichnamsprozession teilzunehmen.

Dies führte dazu, dass viele Evangelisch-Gläubige so sehr mit ihrem Glauben verwurzelt waren, dass sie diesem zuliebe ihre Heimat in Oberösterreich verließen – wobei sie große Teile ihres Vermögens verloren und den Kontakt zu Familienangehörigen, Freunden und Nachbarn aufgeben mussten. Als „Exulanten“ oder auch „Ländler“, wie sie häufig in den Einwanderungsorten bezeichnet wurden, machten sie sich auf den Weg in ein neues Leben. Zu dieser Zeit gab es keine großen Flüchtlingsströme aus dem Hausruckviertel, vielmehr erkundeten zunächst einzelne kleinere Gruppen jüngerer Männer mögliche Siedlungsorte, um eine Bleibe für die später nachziehenden Familienangehörigen zu finden.

Die durch den Dreißigjährigen Krieg zerstörten und entvölkerten evangelischen Regionen in Mittelfranken waren ein beliebtes Ziel.

Nach der Erkundung und einem eventuell schon mündlich getroffenem Kaufabschluss über frei stehende, oft zerstörte Anwesen folgten die übrigen Personen, meist ganze Familien, denen sich auch Nachbarn anschlossen.

In die Einwanderungsorte kamen fleißige, anständige und gläubige Menschen, die den Wiederaufbau voranbrachten. Dennoch waren die „fremden Leute“ nicht unbedingt bei den zurückgekehrten Einheimischen gern gesehen, denn es ist anzunehmen, dass sie durch den Verkauf ihrer heimatlichen Güter mehr Bargeld hatten, als die durch die langen Kriegsjahre hart getroffenen fränkischen Bauern. Dadurch waren sie unliebsame Konkurrenten beim Ankauf von herrenlosen Feldern und Häusern.

Auch Wolff Obermayer begab sich auf die Reise in diese Region.

Im Buch „Exulanten aus dem oberösterreichischen Hausruck- und Traunviertel in Franken“ von Manfred Enzner und Eberhard Krauß ist ein Wolff Obermayer erwähnt, der am 18. Juli 1638 in Theilenhofen Zeuge bei der Trauung von Zacharias Gruber von der Grub in Österreich, Pfarrei Neukirchen am Wald mit Eva Bannholtz aus der Pfarrei Engelhartszell war.
Als Herkunftsort des Wolff Obermayer wird dort Rippberg [=Rittberg] in der Pfarrei Neukirchen am Wald genannt.

Im Kirchenbuch von Theilenhofen ist dieser Eintrag nachzulesen…

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Auszug

Neben dem verlinkten Ort Rittberg (heute Ortsteil von Natternbach) gibt es in der Region noch einen weiteren Ort namens Rittberg (heute Ortsteil von Steegen). Letzterer gehörte damals aber nicht zur Pfarr Neukirchen am Wald, sondern zur Pfarr Peuerbach.

In den Kirchenbüchern von Natternbach sind Taufen und Trauungen ab 1631, Beerdigungen erst ab 1706 enthalten.

Am 27. Mai 1632 hat dort eine Martha, Tochter von Sebastian Obermayer und Magdalena, den Witwer Hannß Mairle aus Natternbach geheiratet.

Jacob Obermayer aus Rippberg [=Rittberg], Sohn des verstorbenen Simon Obermayer und seiner Ehefrau Brigitte, wurde am 27. Januar 1638 mit Regina Meyer aus Untermaggau getraut.

Am 11. Februar 1638 fand die Trauung von Bernhard Obermayer aus Rippberg [=Rittberg], Sohn von Andreas Obermayer und seiner Ehefrau Maria mit Magdalena Wirtinger aus Hermatting [=Hörmating] statt…

Im Buch „Exulanten aus dem oberösterreichischen Hausruck- und Traunviertel in Franken“ von Manfred Enzner und Eberhard Krauß  ist ein Exulant „Bernhard Obermayer in Bubenheim wohnhaft“ gelistet, dessen Herkunft mit „aus Land ob der Enns bei Neukirchen am Wald [siehe Wolff Obermayer]“ beschrieben ist. Er hat die Kinder Andreas, Magdalena und Sara.

Diese Angaben finden sich auch im Artikel „Exulanten in den Registern der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Theilenhofen (Dekanat Gunzenhausen)“ von Herta Frank.

Hier die Heiraten seiner Kinder im Kirchenbuch von Theilenhofen

Obermayer
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Dass die Vornamen der Kinder den Vornamen von Ehefrau und Großvater entsprechen, spricht dafür, dass es sich bei den beiden Bernhard Obermayer um die gleiche Person handelt. Der Eintrag im katholischen Kirchenbuch von Natternbach ist im Lichte der Gegenreformation zu betrachten und die „formale“ Konfession ggf. temporär gewesen.

Auch in der 1937 fertig gestellten Exulantenkartei von Karl Gröschel finden sich Einträge von Wolff und Bernhard Obermayer.

Der Nachweis, dass es sich bei dem in Theilenhofen genannten Wolff Obermayer tatsächlich um unseren Vorfahren handelt, konnte bisher nicht letztendlich gesichert erbracht werden, der Zusammenhang ist aufgrund der ermittelten Rahmenbedingungen und Zeitlinien aber sehr wahrscheinlich.

Auch wenn zu Wolff Obermayer nichts in den 1631 beginnenden  Kirchenbüchern von Natternbach zu finden ist, erscheint es durchaus plausibel, dass Bernhard sein Bruder und Wolffs Eltern somit Andreas Obermayer und dessen Ehefrau Maria waren.

Diese Einschätzung wird von Hans Navratil in den „Familienblättern aus der Grafschaft Pappenheim“ geteilt.


In Mittelfranken (etwa 1638 bis 1712)

Wolff Obermayer ist 1638 als Besitzer eines früher „Hochfürstlich brandenburgischer Bauernhof“ bezeichneten Anwesens in Nennslingen dokumentiert.

Die früheste Erwähnung der Obermayers in den dortigen Kirchenbüchern ist am Gründonnerstag (nach dem julianischen Kalender der 2. April) 1640. An diesem Tag ist eine Magd „Rosina, Ancilla beim Obermajer“ gelistet…

Obermayer

Am 18. April 1640 wurde in Nennslingen das erste dokumentierte Kind von Wolff Obermayer, namens Leopold getauft – dies könnte der Grund sein, weswegen die Magd am Gründonnerstag alleine zur Kirche gegangen war…

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Wolff Obermayer ist in Nennslingen am 20. September 1640 mit seiner Ehefrau und einer Magd erwähnt…

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Zwischen 1641 und 1647 war er in Nennslingen mehrmals Trauzeuge von oberösterreichischen Exulantenpaaren. In den ersten Jahren gibt es dort kaum Heiraten zwischen Alteingesessenen und Exulanten. Diese fanden erst in der Folgegeneration statt.

Am 20. April 1649 wurde Georg Obermayer getauft, die nächste Generation in dieser Linie…

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Wolff Obermayer wurde am 8. Februar 1662 in Nennslingen begraben…

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1675 ist „Wolf Obermayers Witwe Maria“ als Hausbesitzerin erwähnt. Da sein Sohn Wolffgang erst 1726 verstorben ist und es außer diesen beiden zu der Zeit keine weiteren Obermayers mit dem Vornamen Wolff(gang) in Nennslingen gab, muss es sich bei der 1675 genannten Maria um die Witwe des Exulanten Wolff Obermayer gehandelt haben. 1680 gehört dieses Anwesen einem Simon Weixelbaum. Vermutlich ist Maria um 1680 verstorben. Von 1680 bis 1683 fehlen nahezu alle Beerdigungseinträge im Kirchenbuch.

Es ist somit davon auszugehen, dass Wolff Obermayer – wahrscheinlich mit seiner Ehefrau Maria – vor 1638 aus der Pfarrei Neukirchen am Wald in Oberösterreich ausgewandert ist und sich – vielleicht nach einer Zwischenstation in Theilenhofen – um 1638 in Nennslingen niedergelassen hat.

Weitere Obermayers finden sich zu dieser Zeit nicht in Nennslingen. Es tauchen aber die ähnlichen Namen „Obenöder“ (aus Obenödt in der Noderbecker [=Natternbach] Pfarrei in Oberöstereich, heute Oberned, Ortsteil von Obertresleinsbach) und „Oberauer“ (ebenso aus der Pfarrei Natternbach) auf.

Weiterhin hat in Nennslingen am 4. Juni 1645 ein Hannß Oberauer „Mitbürg und Müller uf der Weyhermühl weiland Andreas Oberauer in Noderbäcker [=Natternbach] Pfarr in Oberösterreich seel: hinterlaßner ehelicher Sohn“ geheiratet. Man könnte vermuten, dass dies ein weiterer Sohn des Andreas Obermayer war, dann wäre dieser vor dem 4. Juni 1645 verstorben. Der Nachname grenzt sich mit Oberauer aber kontinuierlich und vergleichsweise eindeutig von Obermayer ab.

Unser Vorfahre Georg Obermayer wurde Taglöhner und Köbler (Kleinbauer) und heiratete um 1680, vermutlich in Nennslingen, eine Maria Großmayer. Die Traueinträge zwischen 1680 und 1684 fehlen ebenfalls im dortigen Kirchenbuch und dort wurde auch kein passender Taufeintrag von Maria gefunden.

Ein Hinweis, dass Maria eine geborene Großmayer ist, findet sich ausschließlich im Taufeintrag ihrer Tochter Kunigunda vom 24. August 1684…

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Im Buch „Exulanten in Stadt und Bezirk Weißenburg und Dekanat Heidenheim“ von Karl Gröschel (Hrsg.) ist am 3. Juni 1673 in Nennslingen ein Ferdinand Großmajer, Sohn von Johann aus Lindach im Land ob der Enns erwähnt und auch in dessen Exulantenkartei vermerkt.

Das Buch „Die oberösterreichischen Exulanten im ehemaligen Brandenburg-Ansbachischen Oberamt Stauf-Landeck | Verzeichnis der oberösterreichischen Exulanten im Bezirk des ev.-luth. Dekanats Thalmässing“ von Walter Lehnert und Georg Barth führt am 3. Jun 1673 in Nennslingen die Trauung eines Ferdinand Großmajer, Sohn des verstorbenen Johann Großmajers, Schulmeister zu Lindach Bezirk Gmunden im Land ob der Enns mit einer Margaretha Blob auf.

Auch im Buch „Exulanten aus dem oberösterreichischen Hausruck- und Traunviertel in Franken“ von Manfred Enzner und Eberhard Krauß ist diese Trauung unter der Pfarrei Laakirchen im Dekanat Gmunden dokumentiert.

Im Kirchenbuch von Nennslingen zeigt sich der genannte Traueintrag wie folgt…

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Die Proklamation dieser Ehe erfolgte zudem in Thalmannsfeld

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Wenn auch derzeit nicht eindeutig nachzuweisen, kann aufgrund der zeitlichen Zusammenhänge und des gleichen Ortes (Nennslingen) davon ausgegangen werden, dass Maria eine – wohl jüngere – Schwester des Ferdinand war.

Der Sohn Johann Georg Obermayer, getauft am 6. April 1681 in Nennslingen, ist der nächste Vorfahre in unserer Linie…

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Während seine Eltern in Nennslingen verstorben sind, Maria bereits im Alter von 36 Jahren am 10. Juni 1688,…

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Georg, der zwischenzeitlich noch einmal geheiratet hatte, am 28. Mai 1732,…

Obermayer

…ging Johann Georg, der inzwischen Webermeister war, auf Reisen.


Die Wohnplätze der frühen Obermayers in Nennslingen

Im zweiten Band der Bücher über die Marktgemeinde Nennslingen von Dr. Hans Deutscher, dem Häuserbuch, erfährt man einiges über die älteren Bauten der Gemeinde. Für unsere Vorfahren ist der Zeitraum etwa von 1638 (Zuwanderung von Wolff Obermayer) bis 1712 (Wegzug von Johann Georg Obermayer) von Interesse. Zu diesem Zeitraum liegen mit den Verzeichnissen der einzelnen grundherrlichen Untertanen und deren Besitz, den sogenannten Salbüchern, einigermaßen kontinuierlich geführte Unterlagen vor, die für das Häuserbuch ausgewertet wurden. Hieraus lassen sich interessante Erkenntnisse über einige Wohnplätze und Besitztümer der frühen Nennslinger Obermayers ableiten.

Die folgende Karte zeigt lediglich die Positionen. Damit ist nicht ausgesagt, dass die dort heute stehenden Gebäude die gleichen wie im 17. Jahrhundert sind…

Positionen mit Bezug zu unseren unmittelbaren Vorfahren sind in grüner, die der anderen Obermayers in roter Farbe dargestellt.

Auflistung der Wohnplätze unserer unmittelbaren Vorfahren

VorfahrenAnwesenAnmerkungen
Wolff Obermayer
Maria geb. NN
[1]
[2]
Beide als Ehepaar
Maria als Witwe
Georg Obermayer
Maria geb. Großmayer
[1]
[3]
Georg als Kind
Beide als Ehepaar
Johann Georg Obermayer[3]Johann Georg als Kind

[1] Hochfürstlich brandenburgischer Bauernhof [heute Sparengasse 7]

1638 ist Wolff Obermayer Besitzer dieses Anwesens. Dort dürfte er von der Einwanderung bis zu seinem Tod am 8. Februar 1662 gelebt haben. Im Zusammenhang mit einem gegenüberliegenden Anwesen ist er 1658 noch als Besitzer genannt.
1677 ist sein ältester Sohn Leopold der Besitzer. Dieser wurde jedoch 1682 Bauer auf dem Kappelhof, siehe Anwesen [4]. Der jüngere Bruder Wolffgang Obermayer war fortan Besitzer dieses Hofes. 1683 heißt es im Ansbacher Salbuch…

Wolff Obermeyer possidiert einen Hof so zwischen Johann Friedrich Roth und Hannß Georg Blümlein ihren Gärten innen gelegen. Mit einer offenen Hofreith. An Gebäuden: Ein eingättig Haus, Stadel, Schweinestall, Keller, Backofen und ein Brunnen, welches alles um sich begreifen und halten mag bey 1/4 Tagwerk. Ist anhero vogt-, steuer-, dienst-, zins- und lehenbar. Dabei ist ein klein Gärtlien hinter dem Stadel gelegen, sind etliche Zwetschgenbäum darin. Hält mitsamt dem Hausplatz bei 1/4 Tagwerk.

Quelle: Hans Deutscher: Marktgemeinde Nennslingen – Band II: Häuserbuch

Wolffgang Obermayer war Bauer und Gerichtsältester. In einem Gerichtsprotokoll vom 30. Mai 1702 ist er aufgrund einer Schlägerei jedoch selbst als Angeklagter erwähnt…

(..) Hans Adam Hoffmann. Müller. Michael Kruchbaum. Beck. Christian Korner. Beckengesell. Gabriel Mittermeier. Bauer und Wolfgang Obermeier. Gerichtsmann, sämtlich allhier. haben sich nächsthin im herrschafllich-Brandenburgischen Wirtshaus bei Matthias Ammersdörfers Wittib miteinander verunwilligt und zu Schlägen kommen, dahero sind die ersten vier jeder pro 45 Kreuzer abgestraft worden. Obermeier aber, als welcher Obigen zur Schlägerei Anlaß gegeben, pro ein Gulden 30 Kreuzer [also das Doppelte]. Samuel Winter aber, welcher sich bei solcher Aktion zum Friedenmachen gebrauchen lassen, jedoch einige Schlag ausgeteilt. für 30 Kreuzer. (..)

Quelle: Hans Deutscher: Marktgemeinde Nennslingen – Band I: Chronik

Nach dem Tod von Wolffgang Obermayer im Jahr 1726 wird das Anwesen von dessen Sohn Mathias übernommen.

[2] Hofgut [heute Weißenburger Str. 7]

Dieses Hofgut war 1649 im Besitz des Exulanten Leopold Seydel, dem Taufpaten unseres Vorfahren Georg Obermayer.

1667 ist „Wolff Obermayer“ der Besitzer des Anwesens. Das müsste der Sohn Wolffgang gewesen sein, da der Exulant Wolff Obermayer bereits 1662 verstorben ist. Vielleicht war der Hof aber auch noch nicht umgeschrieben und der Übertrag zur Witwe Maria ist erst später in den offiziellen Dokumenten vollzogen worden.

1675 ist „Wolf Obermayers Witwe Maria“ die Besitzerin. Wie bereits weiter oben angeführt, dürfte es sich bei der genannten Maria um die Witwe des Exulanten Wolff Obermayer gehandelt haben. 1680 gehört das Anwesen einem Simon Weixelbaum und auch danach nicht mehr der Familie Obermayer.

[3] Köblerhof [heute Kellergasse 13 und 15]

Das letzte Haus am Ortsrand von Nennslingen, direkt neben dem Fußweg zur Schwabenmühle entstand um 1390/92 und wurde später von unserem Vorfahren Georg Obermayer bewohnt, der nach den Angaben im Häuserbuch bereits um 1660/62 der Besitzer gewesen sein soll…

Georg Obermeyer, Taglöhner, hat innen die Behausung samt einem Stadel und einem Garten hinter dem Haus so ungefähr 3/4 sein sollen, liegt zwischen Matthias Merkenschlager am Ortsende bei der Brühlwiesen. Zu diesem ist vererbt worden ein Milchgruben auf der sog. Brühlwiesen bei dem Stauff Brunnen, welche fürohin stetig bei dem Haus sein und bleiben soll.

Georg Obermajer, so besitzt das Gut gelegen hinter dem Ulrich Schlund bei der Stauff Spiegel und ist den Schenken vogtbar, lehenbar und zinsbar und gibt jährlich auf Michaelis 7 Pfennig, eine Fastnachthenne und seinen gebührenden Teil Vogthabern. Zu diesem Gut gehörig: Ein Garten ungefähr 3/4 groß, hinter dem Haus, unten an die Wiesmahd, der Priel genannt, neben an Hans Bayers Breitung, uf der andern Seitn an Ulrich Schlundens Garten stoßend und gibt den kleinen Zehent dem Pfarrer zu Nennsling.

Quelle: Hans Deutscher: Marktgemeinde Nennslingen – Band II: Häuserbuch

Da Georg Obermayer im April 1649 geboren wurde, war er – sofern die Jahreszahlen im Häuserbuch stimmen – anscheinend noch sehr jung, als ihm der Hof zugeschrieben wurde. Eventuell steht dies im Zusammenhang mit dem Tod des Vaters Wolff im Jahr 1662. Es kann aber auch ein Nachtrag gewesen sein. So oder so muss es sich aber um unseren Vorfahren Georg Obermayer gehandelt haben, denn um 1715 verkauft er das Anwesen an seinen Sohn Thomas Obermayer, den Erstgeborenen aus seiner zweiten Ehe mit Barbara Mittermayer.

Thomas Obermayer wiederum verkauft am 11. Januar 1727 die Hälfte seines Anwesens an seinen Vetter Thomas Mittermeier „um 275 Gulden“. Von dieser Zeit an gibt es zwei verschiedene Hausteile. Thomas Obermayer wohnt weiter im vorderen Teil [heute Kellergasse 13]. Der hintere Teil [heute Kellergasse 15] wird von Thomas Mittermeyer bewohnt.

Georg Obermeyer, bleibt bis zu seinem Tod 1732 im hinteren Teil wohnen. Seine zweite Frau, Barbara Mittermayer, war bereits 1725 verstorben.

[4] Kappelhof [heute Gersdorfer Straße 9]

Die Herren von Stein errichteten etwa um 1380 eine katholische Kapelle zu Ehren des Hl. Leonhard. Zu ihrer baulichen Erhaltung dienten die Einkünfte aus dem sogenannten Leonhardszehnt, dem verschiedenste Äcker zugezählt waren. Zur Bewirtschaftung dieser Grundstücke wurde in nächster Nähe der Leonhardskapelle ein bäuerliches Anwesen mit Scheune errichtet, das den Namen Kapellenhof (Kappelhof) erhielt. Der jeweiligen Besitzer desselben war der Kapellen- bzw. Kappelbauer, der in seiner Scheune die eingefahrenen Erträge aufbewahren und den für die Stiftsherren bestimmten Teil zu gegebener Zeit nach Hilpoltstein abliefern musste. Mit der Reformation verwaiste die Leonhardskapelle und seit spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts ist auch deren Ruine nicht mehr existent. Die Bezeichnungen Kappelhof und Kappelbauer sind geblieben und noch heute gibt es dort den Kappelweg.

Der erste namentlich bekannte Besitzer des „Kappelhofes“ ist 1549 ein Michael Pirlwein. 1645 ist Tobias Merkenschlager der Besitzer, ein Exulant aus der Ahkirchener Pfarr in Oberösterreich und wohl ein Vorfahre von Maria Merkenschlager, der ersten Ehefrau von Wolffgang Obermayer.

Ihm folgt Leopold Obermayer. 1682 heißt es…

Leopold Obermayer gibt jährlich dahin zwei Metzen Dünkel oder Rauhgetreid. zwei Metzen Haber und 4 Pfund Zins.

Quelle: Hans Deutscher: Marktgemeinde Nennslingen – Band II: Häuserbuch

Der Kappelbauer Leopold Obermayer starb am 27. März 1698 im Kappelhof. Da dieser Hof zu Thalmannsfeld eingepfarrt war, ist dessen Bestattung dort dokumentiert…

Obermayer

Seine Witwe Salome heiratete am 16. Mai 1699 den Witwer Gabriel Mittermaier, welcher ein Bruder von Barbara Mittermaier war, der zweiten Ehefrau unseres Vorfahren Georg Obermayer, siehe Anwesen [6].

Am 17. Mai 1719, nach dem Tod der Mutter Salome, verkaufen die Kinder als Erben den Kappelhof an ihren designierten Schwager Andreas Rührenschopf, den späteren Ehemann von Eva Obermayer (oo 27. Juni 1719). Wolffgang Obermayer ist Zeuge dieser Transaktion.

[5] Hofgut [heute Sparengasse 2]

Catharina Obermayer, die Schwester von Leopold, Georg und Wolffgang Obermayer, ist 1669 Besitzerin dieses Anwesens, das früher „Pfälzisch gewesen“ ist. Nach ihrer Heirat am 7. Februar 1670 wurde ihr Ehemann Michael Krag als Besitzer eingetragen. Um 1674 heiratet Catharina Obermayer als Witwe den Georg Fischer, der fortan der Besitzer des Hofes ist. 1708 erbt Maria Krag, die Tochter aus der ersten Ehe, den Hof.

[6] Hofgut [heute zwischen Marktplatz 14 und Weißenburger Straße 1 – abgerissen]

Der Vollständigkeit halber sei dieses Anwesen erwähnt, das Wolff Mittermaier, der Vater von Barbara Mittermaier, der zweiten Ehefrau unseres Vorfahren Georg Obermayer, bessen hat…

1667 Wolf Mittemeyer hat innen die Behausung zwischen Georg Cröner und Paul Strullers Nebenhaus.

1687 Wolfgang Mittemayer besitzt die Behausung zwischen Paulus Struller und Hans Michael Heibeck. Ist den Schenken vogtbar und dienstbar von dem Stadel eine Fastnachthenne. Die Behausung ist heideckisch Lehen.

Quelle: Hans Deutscher: Marktgemeinde Nennslingen – Band II: Häuserbuch

Nach dem Tode ihres Mannes am 13. Februar 1699 war zunächst der Sohn Gabriel als Erbe vorgesehen. Dieser hat aber am 16. Mai 1699 Salome, die Witwe des Leopold Obermeyer, auf dem Kappelhof geheiratet, siehe Anwesen [4]. Statt seiner übernahm der zukünftige Schwiegersohn und Ehemann von Magdalena Mittermaier, Matthias Schlund, 1699 den Hof.

Noch heute leben Nachfahren der Obermayers in Nennslingen und einige der Immobilien befinden sich in deren Besitz.


Das Rätsel um die Ehefrau(en) des Johann Georg Obermayer (1712 bis 1716)

Über den Wohnsitz von Johann Georg Obermeyer erfahren wir nichts im Häuserbuch. In seiner Kindheit und Jugend wird er bei seinen Eltern im Köblerhof (Anwesen [3]) gewohnt haben.

Am 14. Juni 1712 hat er – nach einem Eintrag im Kirchenbuch von Nennslingen – in Höttingen eine Maria geheiratet, Witwe des Höttinger Webers und Steiners (mit der Abmarkung von Grenzen Beauftragter) Peter Höhberger…

Obermayer

Im Kirchenbuch von Höttingen ist die Trauung bestätigt…

Obermayer

Die genauen Zusammenhänge der Ehe von Maria sowie deren Herkunft konnten – auch nach neuerlicher Betrachtung Anfang 2022 – nicht wirklich aufgeklärt werden. Zur besseren Einordnung und ggf. eigenen Bewertung beschreibe ich die bisherigen Erkenntnisse nachfolgend etwas detaillierter.

Die erste Heirat der Maria mit Peter Höhberger (gleichfalls als Steiner und Weber bezeichnet) fand am 20. Januar 1702 in Höttingen statt. Sie war demnach eine geborene Wittmann und Tochter des Göppersdorfer Köblers Paul Wittmann…

Obermayer

Am 4. Januar 1712 wurde in Höttingen ein Peter Höhberger mit 82 Jahren (* 1630) begraben, wäre also etwa ein halbes Jahr vor der erneuten Heirat seiner Ehefrau gestorben. Weitere Bestattungen mit diesem Namen existieren nicht. Wenn er der erste Ehemann der Maria gewesen wäre, hätte er sie im Alter von 72 Jahren geheiratet. Der 1712 Verstorbene war wohl auch der Peter Höhberger, der sich am 5. Februar 1661 in Höttingen mit einer Dorothea verheiratet hat, die damals bereits eine Witwe eines Caspar Schmidtlin war und am 2. September 1701 im Alter von 88 Jahren in Höttingen bestattet wurde (* 1613).

Von den zeitlichen Folgen könnte das im Grunde zusammenpassen, aber dass Peter Höhberger eine 17 Jahre ältere Frau heiratet, die Maria Wittmann dann einen 72-jährigen und nach dessen Tod einen 31-jährigen, erscheint nicht wirklich realistisch.

Der Vater von Peter Höhberger namens Georg hatte neben Peter drei weitere Söhne: Georg (oo 19. Januar 1668), Paul (oo 26. Mai 1674) und Lorenz (oo 5. September 1676).

Gemäß Kirchenbuch von Höttingen wurden keine Nachkommen von Peter Höhberger und Dorothea getauft. Sowohl Peter als auch Dorothea tauchen dort aber zwischen 1661 und 1681 mehrfach als Taufpaten auf.
Von seinem Bruder Georg wurde in Höttingen nur ein Sohn namens Georg getauft.
Der Bruder Paul hatte die Kinder Christoph, Anna Maria, Georg Christoph, Paul, Anna Margaretha, Barbara und Johann Paul.
Lorenz wiederum hatte Kinder mit den Namen Anna Maria, Georg Adam, Johann Paul, Eva Maria und Maria Margaretha.

Ein Peter ist nicht dabei.

Möglicherweise wurden die frühen Taufeinträge der Kinder von Peter und Georg nicht verzeichnet oder die Taufen fanden andernorts statt.

Einen Beweis konnte ich in den Kirchenbüchern von Höttingen und Umgebung bisher nicht finden, aber es scheint, dass der am 20. Januar 1702 mit der Maria Wittmann verheiratete Peter Höhberger und der zufällig kurz vor deren zweiten Ehe mit Johann Georg Obermayer verstorbene Peter Höhberger nicht identisch waren, sondern letzterer der Onkel oder der Vater des ersteren war.

Auch die Taufe von Maria Wittmann ist bisher noch nicht aufgetaucht. Am 5. Februar 1662 wurde in Göppersdorf nach dem dort zugrunde zu legenden Kirchenbuch von Ettenstatt eine Anna Maria Wittmann geboren. Deren Vater hieß aber Caspar, nicht Paul und sie wäre 20 Jahre älter als Johann Georg Obermayer gewesen.

Am 21. Oktober 1690 ist die Bestattung eines Paul Wittmann verzeichnet, der 83 Jahre alt (* 1607) und ggf. der Vater der gesuchten Maria Wittmann war. 1702 bei deren ersten Trauung war ihr Vater jedenfalls bereits verstorben.

Möglicherweise taucht nach Veröffentlichung weiterer Kirchenbücher oder der noch fehlenden Kommunikantenverzeichnisse von Höttingen zufällig ein Hinweis auf.

Maria Wittmann hat offensichtlich keine Kinder mit in die Ehe mit Johann Georg Obermayer gebracht, denn die Ehe von Peter Höhberger mit Maria blieb nach meinen bisherigen Recherchen kinderlos.

Ca. vier Jahre nach seiner Heirat in Höttingen taucht Johann Georg Obermayer am 29. August 1716 bei der (Not-)Taufe seines Sohnes Hannß Philipp im gut 200 Kilometer von Nennslingen entfernten Büchig bei Karlsruhe auf. Der Taufnachtrag in Blankenloch weist seine ursprüngliche Herkunft Nennslingen “auß dem Anspachisch Zu Nentzling” eindeutig aus…

Obermayer

Nach der dortigen Formulierung „(ohn)längst nach Büchig gezogen. Anna ejusdem uxor.“ war er zu diesem Zeitpunkt schon mit der Mutter namens Anna verheiratet und erst kurz vorher nach Büchig gezogen.

Über den Zeitraum zwischen der Eheschließung in Höttingen mit der Witwe Maria Höhberger, geborene Wittmann und der Ankunft in Büchig bei Blankenloch sowie über die Beweggründe (mit oder ohne Maria), in Richtung Blankenloch auszuwandern, kann nur spekuliert werden.

Johann Georg Obermayer ist in Blankenloch in allen Einträgen mit einer Ehefrau namens Anna geführt, der Name Maria kommt nicht vor.

Die 1662 in Göppersdorf geborene Anna Maria Wittmann scheidet als die in Blankenloch erwähnte Anna und damit als unsere Vorfahrin aus, da sie bei der Geburt des ersten Kindes bereits 54, bei der des letzten Kindes gar 65 Jahre alt gewesen wäre. Zudem weicht ihr Geburtsjahr mit dem aus ihrer Bestattung errechneten (* 1684, Original-Eintrag siehe weiter unten) um 22 Jahre ab. Auch wäre die Ehe von 1712 bis 1716 kinderlos geblieben, bis sie ab 1716 „plötzlich“ Kinder bekommen hatte. Es erscheint eher unrealistisch, dass alle in den vier Jahren möglicherweise geborenen Kinder andernorts verstorben sind, wenngleich das theoretisch hätte sein können.

Erneute Recherchen des Autors des Ortssippenbuches von Blankenloch (Februar 2022) im Original-Kirchenbuch haben eindeutig widerlegt, dass Anna katholisch war und sie den Zweitnamen Catharina geführt hat, auch wenn dies vor inzwischen gut zwanzig Jahren so dort aufgenommen wurde.

Weder in den Kirchenbüchern von Blankenloch, noch in denen von Höttingen, Nennslingen bzw. Ettenstatt wurden Hinweise zu zwei verschiedenen Ehefrauen gefunden und verfügbare katholischen Kirchenregister wurden ebenfalls eingesehen.

Auch die kürzlich von einem Obermayer-Nachfahren in den USA aufgeworfene These, dass der Pfarrer die Trauung nicht eingetragen habe, damit die Familie bezüglich einer vorehelichen Geburt des ersten Kindes das Gesicht wahren konnte, kann als unrealistisch verworfen werden. Die Pfarrer waren von Amtswegen zu den Einträgen verpflichtet und die Obermayers waren erst kurz zuvor als Fremde (Hintersassen) zugezogen. Warum hätte der Pfarrer ihnen helfen oder sie schützen sollen?

Zusammenfassend können folgende Fakten als bewiesen festgehalten werden:
1. Bei dem in Nennslingen und Blankenloch verzeichneten Johann Georg Obermayer handelt es sich eindeutig um dieselbe Person.
2. Dieser Johann Georg Obermayer war in 1712 in Höttingen mit einer Maria geborene Wittmann, verwitwete Höhberger verheiratet, hatte in Büchig / Blankenloch aber nur Kinder mit einer Ehefrau namens Anna.
3. Mit letzterer war er kurz vor der Taufe des ersten Kindes in Blankenloch um 1715/16 nach Büchig gezogen.

Außerdem war Anna offensichtlich schon evangelisch, bevor sie Johann Georg Obermayer heiratete.

Maria und Anna waren wahrscheinlich nicht dieselbe Person. Falls dies zuträfe, kann als relativ realistisch angenommen werden:
1. Maria ist auf der Reise oder noch in der fränkischen Region verstorben – wohl nicht noch in Höttingen, Nennslingen oder Ettenstatt, denn ein passender Bestattungseintrag wurde dort nicht gefunden.
2. Johann Georg hat irgendwo – nicht in Blankenloch oder den geprüften umliegenden Orten, aber wahrscheinlich Mitte/Ende 1715 und kurz vor seinem dortigen Zuzug – eine Anna geheiratet, die er unterwegs kennengelernt hat.
3. Aus der Ehe mit Maria sind keine Kinder hervorgegangen oder diese sind vor dem Zuzug in Büchig verstorben.

Im Internet existieren mehrere Quellen, nach denen Anna eine geborene „Bane“ war. Dies stimmt definitiv nicht. Dieser Mythos dürfte von einem Übermittlungs-, Übersetzungs- oder Verständigungsfehler zwischen dem Blankenlocher Pfarrer G. Flecht und dem Verfasser der amerikanischen Obermayer-Genealogie von 1905, John C. Overmyer herrühren. Denn der Inhalt des Schreibens des Pfarrers wird im Buch „Overmyer History and Genealogy 1680-1905“ wie folgt wiedergegeben…

(..) that a citizen named John George Obermayer was born at Nentzlingen, in Anspach, Bavaria, in 1680, the day and month not being given, and was married to Ann Bane, date not given, became a citizen of Blankenloch, Baden, some time previous to 1718. (..) John George Obermayer was a weaver by occupation in Blankenloch, and a copy-holder later in Buechig, a suburb of Blankenloch. (.. ) the child(..) John George, born Oct. 27th, 1727 (..) was baptized the day following his birth, October 28th, by John Christian Ebersole, pastor of Blankenloch and Buechig, Baden.  The witnesses of the baptism were John George Bane, a citizen and weaver, Henry Bane, a citizen of Buechig (..). The foregoing data has been copied from the Register of Baptisms, and the Church Records of Blankenloch, Baden. (..) Pastor Flecht, in his explanatory remarks says, „I find in the death records of this parish, that John George Obermayer, the emigrant’s father, died August 12th, 1743, aged sixty- three years, and there is no record of his mother’s death to be found and the supposition was, that after the deat hof her husband, she with her youngest son, emigrated to America, but no such facts can be found in history or tradition, as her name does not appear on the list of passengers that landed with him, neither do we find any mention of her as being with him, in his adopted country, at any time.“

Tatsächlich sind die als „John George Bane“ und „Henry Bane“ bezeichneten Zeugen der Taufe von Johann Georg Junior (Hannß Jörg) Obermayer als Johann Georg (Hannß Jörg) Raupp und Heinrich Raupp eingetragen…

Obermayer

Von wem und wieso der Familienname „Raupp“ in „Bane“ transferriert wurde und wie daraus abgeleitet wurde, dass Anna vermeintlich eine geborene Bane (->Raupp) war, bleibt unerklärt.  Möglich, dass aufgrund der bei den weiteren Taufen der Familie häufig auftretenden, selben Taufzeugen mit dem Familiennamen Raupp darauf geschlossen wurde.

Anna müsste nach der Logik des obigen Textes also eine geborene Raupp sein. Da Raupp ein in der Blankenlocher Region typischer Familienname ist, wenn er auch in Nennslingen vereinzelt vorkommt, wäre ihre Herkunft eher dort, denn in der Nennslinger Gegend zu suchen.

Noa Raupp, der Vater des Taufzeugen Johann Georg (Hannß Jörg) Raupp, hatte in dritter Ehe eine am 16. August 1699 getaufte Tochter namens Anna Maria. Für die These, dass es sich bei ihr um die Ehefrau von Johann Georg Obermayer handelt, die dann bei der Geburt ihres ersten Kindes 17 Jahre alt gewesen wäre, gibt es jedoch keinerlei Belege und auch der Pfarrer Flecht hat seiner Zeit um 1905 offensichtlich keinen passenden Traueintrag in Blankenloch gefunden. Auch ihr Geburtsdatum passt eindeutig nicht zum Bestattungseintrag der Anna.

In unsere Datenbank wurden Maria Höhberger, geb. Wittmann und Anna NN als zwei verschiedene Ehefrauen aufgenommen.

Anna NN ist unsere Vorfahrin, leider ist über ihre Herkunft bisher nichts weiter bekannt, was bewiesen werden könnte.


In Baden (ab 1716)

Johann Georg und Anna ließen in Blankenloch insgesamt sechs Kinder taufen:

  1. Hannß Philipp am 29. August 1716
  2. Maria Catharina am 9. Februar 1719
  3. Anna Maria am 28 Januar 1721
  4. Anna Barbara am 8. Juli 1722
  5. Elisabetha Catharina am 5. September 1725
  6. Hannß Georg Junior am 28. November 1727

Der jüngste Sohn Hannß (Johann) Georg Obermayer ist im Jahr 1751 mit 23 Jahren nach Nordamerika ausgewandert. Über ihn wird detaillierter in einem anderen Beitrag berichtet…

Johann Georg Senior verstarb am 12. August 1743 im Alter von 62 Jahren in Blankenloch

Obermayer

Dass der Pfarrer Flecht in Blankenloch keinen Bestattungseintrag von Anna gefunden hat und vermutet wurde, sie sei mit nach Amerika ausgewandert, mag daran liegen, dass sie im Alter von 74 Jahren am 27. Mai 1758 in Graben verstorben ist, einem Nachbarort von Blankenloch

Obermayer

Vermutlich hat sie die letzten Jahre als Witwe bei einer der beiden dort wohnenden Töchter verbracht. Die am 9. Februar 1719 in Blankenloch getaufte Maria Catharina…

Obermayer

…ist die nächste Generation in unserer Vorfahrenline und heiratete am 18. Januar 1746 in Graben den dortigen Beisassen bzw. Hintersassen Johann Thomas Nüchter, dessen Familie aus „Breitenborn im Hanauischen“ zugezogen war…

Obermayer

Eine 2. Cousine von Johann Thomas Nüchter namens Anna Martha Koller (verheiratete Reitz) wanderte mit ihrer Familie nahezu zeitgleich wie Hannß (Johann) Georg Obermayer nach Amerika aus. Die beiden sind sich dort womöglich begegnet. Auch dazu wird im genannten Artikel näher ausgeführt…

Johann Thomas und Maria Catharina Nüchter lebten fortan in Graben und hatten die drei Töchter Salome, getauft am 24. Oktober 1746, Maria Catharina, getauft am 17. März 1757 und Catharina Barbara Nüchter, die nächste Vorfahrin in dieser Linie.

Johann Thomas Nüchter wurde am 27 Augus 1769 in Graben bestattet…

Obermayer

Ein Beerdigungseintrag von Maria Catharina Nüchter, geborene Obermayer, konnte in Graben nicht gefunden werden.

Die Taufe der Tochter Catharina Barbara Nüchter fand am 7. Januar 1751 in Graben statt.

Obermayer

Diese wurde 1774 von dem 32 Jahre älteren verheirateten Grabener Sattlermeister Christoph Wenz geschwängert, was sich aus dem Eintrag der Taufe der Tochter Magdalena Wenz „aus Ehebruch“ eindeutig ergibt… 

Obermayer

Da sie bei ihrer Beerdigung am 11. Februar 1811 in Graben im Alter von 60 Jahren als “unverheurathete Beysaßen Tochter von hier“ und „Anna Barabara Nichterin“ beschrieben ist, hat sie nicht geheiratet…

Obermayer

Christoph Wenz starb am 8. Februar 1780 mit 60 Jahren in Graben. Ob und wie er sich um seine außereheliche Tochter und dessen Mutter gekümmert hat, ist bisher nicht bekannt. Die erste Suche nach einer Vaterschaftsakte im Landesarchiv Baden-Württemberg blieb erfolglos.

Magdalena Wenz hat später ebenso in  Graben geheiratet. Sie hatte mit ihrem Ehemann, dem Husar und späteren Bauern Christoph Brecht, zehn Kinder und ihr ganzes Leben in Graben verbracht, bevor sie dort am 22. Dezember 1837 mit 62 Jahren verstorben ist…

Obermayer

Ihr Ehemann Christoph verstarb am 26. Mai 1846 ebenfalls in Graben

Obermayer

Die zweitälteste Tochter Catharina wurde im Oktober 1802 in Graben getauft, zum genauen Tag gibt es widersprüchliche Angaben…

Obermayer
Obermayer

…und bekam am 19. Januar 1822 in Graben eine uneheliche Tochter von einem unbekannten Vater, die am 21. Januar in Graben auf den Namen Elisabetha getauft wurde und den Nachnamen der Mutter erhielt…

Obermayer

Auch Catharina Brecht hat wohl nie geheiratet.

Elisabetha Brecht heiratete am 27. März 1843 in Leopoldshafen Johann Adam Junior, einen Vorfahren aus unserer Stammline Stern…

Obermayer

Sie lebte in Leopoldshafen, wo ihre Mutter Catharina am 9. Februar 1861 im Alter von 58 Jahren verstorben ist. Diese wird dort bei ihrer Tochter gewohnt haben.

Fortgesetzt wird die Geschichte in der Chronik der Stammlinie Stern (dort ab dem Jahr 1843)…


Topografische Ansicht

Abschließend eine Übersicht unserer Obermayer-Nachfahren in einer topografischen Karte, wobei die Höhenlinien die Jahresscheiben darstellen, dunkle Bereiche sind frühere, helle Bereiche spätere Jahre.

Ein Klick auf das Bild öffnet die interaktive Ansicht. Dort erscheint die farbige Karte erst nach dem Betätigen des „Freeze“ Schalters links oben.

Anmerkung: Die „Mouse-Over-Daten“ sind bei den als lebend gekennzeichneten Personen fiktiv und unbekannte Daten werden automatisch geschätzt, sodass aus der topografischen Ansicht keine Daten übernommen werden sollten. Diese dient nur der Veranschaulichung.

The Obermayers, a  widely traveled family

Falls Sie Fehler entdecken oder weitere Informationen zu den genannten Personen haben, wäre ich für einen Hinweis dankbar.


Quellen und Hintergrundlektüre

Autor(en)TitelVerlag / AngebotJahrISBNAnmerkungen
Bender, Heinz650 Jahre Blankenloch 1337 - 1987Gemeinde Stutensee1987ohne-
Bender, HeinzVergangenheit und Zeitgeschehen. Eine Chronik. Blankenloch, Buechig, Schloss StutenseeGemeinde Stutensee1995ohne-
Deutscher, HansMarktgemeinde Nennslingen - Band I: ChronikRiedel, Gunzenhausen1998300003868X-
Deutscher, HansMarktgemeinde Nennslingen - Band II: HäuserbuchRiedel, Gunzenhausen1998300003868X-
Dussel, KonradGraben - Vom Bauerndorf zur modernen IndustriegemeindeUbstadt-Weiher | Verlag Regionalkultur2006978-3-89735-439-5-
Enzner, Manfred | Krauß, EberhardExulanten aus dem oberösterreichischen Hausruck- und Traunviertel
in Franken
Gesellschaft für Familienforschung in Franken e.V.
Quellen und Forschungen zur fränkischen Familiengeschichte, Band 29, Nürnberg
2014978-3-929865-63-9-
Frank, HertaExulanten in den Registern der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Theilenhofen (Dekanat Gunzenhausen)Gesellschaft für Familienforschung in Franken e.V.
Blätter für fränkische Familienkunde, Band 17, Nürnberg
1994ohne-
Givaudan, ScottJohann Georg (Obermeyer) Overmire (1727 - 1805)WikiTreelast modified 9 May 2018
created 4 Mar 2016
aufgerufen 6. August 2018
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Gröschel, KarlExulanten in FrankenJahrbuch für Fränkische Landesforschung herausgegeben vom institut für Fränkische Landesforschung an der Universität Erlangen 2, Verlag von Palm & Enke in Erlangen1936ohne-
Gröschel, Karl [Hrsg.]Exulanten in Stadt und Bezirk Weißenburg und Dekanat HeidenheimVerein für Heimatkunde, Weißenburg1935ohne-
Gröschel, KarlExulantenkarteiGesellschaft für Familienforschung in Franken e.V.1937ohneGFF Exulantenkartei (im Mitgliederbereich)
Lehnert, Walter | Barth, GeorgDie oberösterreichischen Exulanten im ehemaligen Brandenburg-Ansbachischen Oberamt Stauf-Landeck | Verzeichnis der oberösterreichischen Exulanten im Bezirk des ev.-luth. Dekanats ThalmässingGesellschaft für Familienforschung in Franken
Freie Schriftenfolge Band 14, Neustadt/Aich
1962ohne-
Navratil, HansFamilienblätter aus der Grafschaft PappenheimGesellschaft für Familienforschung in Franken e.V.-GFF-Sign. DA0032-
Overmire, LaurenceCapt John George OvermireFind A Graveadded 23 Sep 2005
aufgerufen 6. August 2018
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Overmyer, Barnhart B. | John C.Overmyer History and Genealogy 1680-1905Chas. S. Beelman, Printer, Fremont Ohio1905ohne-
Rusam, GeorgÖsterreichische Exulanten in Franken und Schwaben. Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte BayernsHerausgegeben vom Verein für bayerische Kirchengeschichte unter verantwortlicher Schriftleitung von Dr. Helmut Baier. 63. Band, Degener, Neustadt a.d. Aisch19893768641252-
Scheidle, Walter AugustOrtssippenbuch Blankenloch - Büchig und dem StudtHeimat- und Museumsverein Blankenloch-Büchig20013-00-008164-X-
Scheidle, Walter AugustOrtssippenbuch Leopoldshafen (Schröck)Eggenstein-Leopoldshafen | Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen2015978-3-00-045372-4-
Autoren, siehe jeweilige VersionsgeschichteExulantennamen im Raume WeißenburgStadtwiki Weißenburg
Volkshochschule Weißenburg und Umgebung e.V.
Pfarrgasse 4
91781 Weißenburg
aufgerufen 9. September 2018--
Autoren, siehe jeweilige VersionsgeschichteWikipedia, Die freie EnzyklopädieWikimedia Foundation Inc.
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--Die verwendeten Artikel sind im Beitrag verlinkt.
-Index PersonarumGesellschaft für Familienforschung in Franken e.V.2018ohne-
-Kirchenbücher von Blankenloch, Eysölden, Graben, Höttingen, Leopoldshafen, Nennslingen, Thalmannsfeld und TheilenhofenArchion
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